Viele Android-Nutzer wissen nicht, dass Google Maps ihre Bewegungen detailliert aufzeichnet, wenn sie bestimmte Funktionen aktiviert haben. Die Funktion Standortverlauf erstellt ein umfassendes Bewegungsprofil, das jedoch nicht automatisch aktiv ist, sondern vom Nutzer explizit eingeschaltet werden muss. Anders als oft behauptet wird, läuft diese Datensammlung nicht heimlich im Hintergrund.
Wie die Standorterfassung tatsächlich funktioniert
Google Maps nutzt verschiedene Methoden zur Standorterfassung, wenn der Nutzer dies erlaubt hat. Das System speichert GPS-Koordinaten, erkennt WLAN-Netzwerke in der Umgebung und kann Bluetooth-Signale nahegelegener Geräte erfassen. Diese Informationen werden verarbeitet, um genaue Standortdaten zu erstellen.
Die weit verbreitete Behauptung einer Offline-Nachverfolgung, die auch ohne Internetverbindung kontinuierlich Daten sammelt und später hochlädt, konnte jedoch nicht verifiziert werden. Es handelt sich hierbei möglicherweise um eine Mythos, die in der Datenschutzdiskussion kursiert, aber nicht den Tatsachen entspricht.
Wichtige Änderungen bei der Datenspeicherung
Google hat bedeutende Änderungen an der Handhabung von Standortdaten vorgenommen. Die geräteübergreifende Synchronisation, die früher alle mit einem Google-Konto verbundenen Geräte miteinander verband, wird schrittweise abgeschafft. Stattdessen speichert Google die Timeline-Daten künftig lokal auf dem jeweiligen Gerät.
Diese Umstellung bedeutet, dass Standortdaten nicht mehr automatisch zwischen Smartphone, Tablet oder anderen Geräten synchronisiert werden. Die Daten bleiben auf dem Gerät, auf dem sie erstellt wurden, was die Privatsphäre erheblich verbessert.
Das System erkennt dennoch weiterhin detaillierte Informationen, wenn der Standortverlauf aktiviert ist:
- Aufenthaltsdauer an bestimmten Orten
- Verwendete Verkehrsmittel
- Häufig genutzte Routen und Zeiten
- Regelmäßige Termine und Gewohnheiten
Verkürzte Löschfristen schützen die Privatsphäre
Google hat auch die automatischen Löschfristen drastisch verkürzt. Während Standortdaten früher 18 Monate lang gespeichert wurden, beträgt die Frist für die automatische Löschung nun nur noch drei Monate. Diese Änderung reduziert die Menge der gespeicherten Daten erheblich.
Die Standortverlauf-Funktion muss weiterhin explizit vom Nutzer aktiviert werden und läuft nicht standardmäßig mit. Viele Nutzer sind sich jedoch nicht bewusst, dass sie diese Funktion irgendwann eingeschaltet haben.
Timeline-Funktion zeigt gespeicherte Bewegungen
Die Timeline in Google Maps macht transparent, welche Standortdaten gespeichert wurden. Diese Funktion erstellt eine chronologische Übersicht aller besuchten Orte und kann Fotos einbeziehen, die an diesen Orten aufgenommen wurden. Google ergänzt diese Daten um Informationen über Geschäfte, Restaurants oder Veranstaltungen in der Nähe.
Das System schätzt auch Aktivitäten basierend auf Bewegungsmustern. Anhand von Geschwindigkeit, Aufenthaltsdauer und Bewegungsverhalten kategorisiert Google automatisch, ob Sie möglicherweise gearbeitet, eingekauft oder Sport getrieben haben.
Kommerzielle Nutzung der Bewegungsdaten
Die gesammelten Standortdaten nutzt Google tatsächlich für verschiedene Zwecke. Dazu gehören personalisierte Werbung, Marktforschung und die Verbesserung der eigenen Dienste. Nutzer können dieser kommerziellen Verwertung widersprechen, müssen aber aktiv werden.
Bewegungsmuster können Rückschlüsse auf Einkommensniveau, Interessen und Lebensstil zulassen. Diese Erkenntnisse können die Werbeaussteuerung auf YouTube, Gmail oder anderen Google-Diensten beeinflussen, wenn der Nutzer nicht widerspricht.
Kontrolle über Standortdaten zurückgewinnen
Um die Standortverfolgung zu deaktivieren, öffnen Sie die Google Maps App und tippen auf Ihr Profilbild. Navigieren Sie zu Meine Daten in Maps und anschließend zu Standortverlauf. Hier können Sie die Funktion komplett ausschalten.
Zusätzlich sollten Sie in den Google-Kontoeinstellungen unter Daten und Datenschutz alle standortbezogenen Aktivitäten überprüfen. Deaktivieren Sie sowohl den Standortverlauf als auch die Nutzung von Standortdaten für Werbezwecke. Bereits gespeicherte Daten müssen separat gelöscht werden.
Inkognito-Modus als Alternative
Google Maps bietet einen Inkognito-Modus als Alternative, der verhindert, dass neue Aktivitäten dauerhaft mit Ihrem Google-Konto verknüpft werden. Dieser Modus funktioniert ähnlich wie im Chrome-Browser und schützt vor der Speicherung neuer Standortdaten während der Nutzung.
Für vollständigen Datenschutz können Sie auf alternative Navigations-Apps wie OsmAnd oder Maps.me umsteigen. Diese basieren auf OpenStreetMap-Daten und funktionieren vollständig offline, ohne Bewegungen zu protokollieren.
Die Standortverfolgung durch Google Maps ist umfangreicher als viele Nutzer vermuten, läuft aber nicht heimlich im Hintergrund. Durch bewusste Einstellungsänderungen und die Nutzung des Inkognito-Modus können Sie Ihre Privatsphäre effektiv schützen. Die jüngsten Änderungen von Google zeigen, dass der Konzern auf Datenschutzkritik reagiert und die lokale Speicherung fördert.
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